Über ⅓ der Tierarzterstbesuche erfolgen bei Kleintieren
aufgrund von Hautproblemen.¹
Hauterkrankungen sind oft belastend und frustrierend – für Sie und Ihr Tier.
Oft braucht es wochen- oder monatelange Behandlungen mit Antibiotika und/oder anderen Medikamenten.
Hauptprobleme in der tierärztlichen Praxis
Hauterkrankungen sind der häufigste Grund, aus dem Kleintierhalter tierärztlichen Rat suchen – sie repräsentieren über 36 % aller Besuche in erstbehandelnden tierärztlichen Praxen¹.
Leidet Ihr Tier unter einem der folgenden Probleme?
- Akute oder chronische Hautirritationen
- Schwierigkeiten mit der Wundheilung
- Ekzeme oder Irritationen im Pfotenbereich
Abhängig vom Typ und von der Tiefe der Infektion kann die Einnahme von Antibiotika über mehrere Wochen nötig sein. Das kann sehr belastend für das Tier und auch für Sie als Besitzer sein. Darüber hinaus kann ein Übermaß von Antibiotikaanwendungen zum dauerhaften Wirkverlust der Antibiotika beitragen (antibiotische Resistenzbildung).
Was passiert eigentlich in der heilenden Haut?
Jede Schädigung der Haut löst biologische Effekte aus, deren Aufgabe die Wiederherstellung der Hautintegrität ist. Die Heilung ist ein gut organisierter Prozess, der in mehreren überlappenden Phasen abläuft, deren Ausmaße abhängig von der Tiefe und Ausdehnung der Hautschädigung stark variieren.
- Die Entzündungsphase hat unter anderem die Aufgabe, weitere Schäden zu begrenzen, die Wunde zu schließen und Bakterien zu entfernen. Das entzündliche Stadium dauert in der Regel mehrere Tage.
- Die Granulationsphase ist gekennzeichnet durch die Bildung von Granulationsgewebe bei der Wundheilung, Neubildung von Gewebe (Reepithelisierung) und Gefäßen (Neovaskularisation). Diese Phase kann mehrere Wochen andauern.
- In der Remodellierungsphase erfolgt die Umwandlung des Granulationsgewebes zur Narbe. Es findet ein langsamer Umbau des Bindegewebes statt, weshalb diese abschließende Phase der Wundheilung bis zu zwei Jahre dauern kann.
- Auch wenn die Stadien der Wundheilung linear verlaufen, ist die Wundregeneration ein komplizierter Prozess, bei dem sichtbare Fortschritte, aber auch immer wieder Rückschritte beobachtet werden können. Dies ist abhängig von internen oder externen Faktoren des Patienten. Bei tiefen Hautinfektionen kann es auch zu Verzögerungen des Heilungsprozesses kommen, welche auch meist die Gabe von Antibiotika über einen langen Zeitraum mit sich bringen.
- Zu Bedenken ist auch immer eine zugrundeliegende Erkrankung. Ist das Tier Allergiker, hat es bestimmte Infektionserkrankungen oder hat es eine Stoffwechsel- oder Autoimmunerkrankung, die eine Beteiligung der Haut mit sich bringen? Derartige Grunderkrankungen können immer wieder zu Problemen mit der Haut führen! Eine eingehende Diagnostik ist daher stets Voraussetzung, um eine möglichst optimale Hautregeneration zu gewährleisten.
In Abhängigkeit der Hautproblematik werden entweder topische (äußerlich anzuwendende), systemische (im ganzen Körper wirkende) oder die Kombination beider Präparate verschrieben. Welche Therapie angewandt wird, hängt von der Art der Hautveränderung und deren Ursache ab. So braucht eine Hautwunde, die durch eine Verletzung von außen entstanden ist unter Umständen eine andere therapeutische Herangehensweise als eine Wunde, die das Tier sich durch ständiges Lecken selbst zugefügt hat. Oft liegt bei Hauterkrankungen, die nicht durch ein eindeutiges Ereignis von außen entstanden sind, eine Grunderkrankung vor und/oder das Tier hat bestimmte körperliche Voraussetzungen, die Hauterkrankungen begünstigen, wie z.B. Schlappohren oder sehr viele Hautfalten. Auf diese Weise besonders beanspruchte Haut kann sich dann schnell mit Erregern infizieren. Die Grundursache der Hautveränderung ist nicht immer auf der Haut zu finden. Manchmal liegen auch Stoffwechselerkrankungen oder immunologische Erkrankungen zugrunde. Diese müssen diagnostiziert und gezielt behandelt werden. Wie die Hautveränderung, aufgrund deren Sie Ihr Tier dem Tierarzt vorgestellt haben, behandelt wird, hängt von deren Tiefe und deren Dauer ab.
Je nachdem, was man angehen muss, wendet man entweder Antibiotika (antibakterielle) oder Antimykotika (pilztötende), Kortikosteroide (entzündungshemmende), Antihistaminika (allergische Reaktionen eindämmende), juckreizstillende und desinfizierende Präparate an. Immunsuppressiva (Wirkstoffe, die das Immunsystem unterdrücken) werden je nach Erkrankung auch verschrieben.
Das häufigste Hautproblem in der Veterinärmedizin ist die Pyodermie (eitrige Hautentzündung).
Die Pyodermien werden nach ihrer Tiefe eingeteilt:
- Oberflächenpyodermien: Hier ist nur die äußerste Hornzellschicht (Stratum corneum) betroffen. Dies ist bei der Hautfaltendermatitis (Intertrigo), Hotspot (Pyotraumatische Dermatitis) oder bei einer bakteriellen Überwucherung der Fall. Das primäre Ziel ist hierbei die Keimzahl zu reduzieren, um die normale Hautoberfläche sowie die gesunde Hautflora wiederherzustellen. Dabei werden nur topische antiseptische Präparate verwendet in Form von Sprays, Shampoos, Gels, Salben, Cremes, Schaum oder Desinfektionstüchern. Eventuell müssen zusätzlich Entzündungshemmer angewendet werden.
- Oberflächliche Pyodermie: Hier sind die Oberhaut (Epidermis) sowie der oberflächliche Teil des Haarfollikels betroffen. Bei der Welpenpyodermie (Impetigo), der mukokutanen Pyodermie (Entzündung beim Übergang von Haut und Schleimhaut) sowie bei der oberflächlichen Follikulitis (Haarbalginfektion) ist dies zu sehen. Diese Form der Pyodermie ist insbesondere therapeutisch frustrierend, da sie in den meisten Fällen wiederkehrt, solange man die Grundursache nicht erkennt und diese behandelt. Die Behandlung von oberflächlichen Pyodermien selbst ist abhängig von der Ausdehnung; gut begrenzte Wunden muss man wenige Wochen bis über die Abheilung hinaus äußerlich behandeln.Ist die betroffene Hautfläche zu groß um sie äußerlich zu behandeln muss man (zusätzlich) für mind. 3 Wochen systemische Antibiotika anwenden. Diese sind auch bis 1 Woche nach klinischer Abheilung zu verlängern.
- Tiefe Pyodermie: Hierbei sind die Lederhaut (Dermis), Unterhaut (Subkutis) sowie der untere Anteil des Haarfollikels betroffen. Diese entsteht, wenn eine oberflächliche Pyodermie weiter fortschreitet oder durch ein Eindringen von Erregern in die tiefen Gewebeschichten. Ein typisches Beispiel ist hier die Furunkulose, die an verschiedenen Stellen des Körpers auftreten kann. Gängige Lokalisationen sind hierzwischen den Zehen (Interdigitale Furunkulose), an den Pfoten (Podofurunkulose), am Kinn (Kinnfurunkulose), der Nase oder im Fall von Liegeschwielen (Kallusfurunkulose). Wenn sich die Tiere daraufhin nun beispielsweise die Pfoten lecken (Akrale Leckdermatitis), kann sich die Entzündung noch weiter verschlimmern und weiter in die Tiefe vordringen.Um das Wiederkehren dieser Problematik zu unterbinden, ist auch hierbei die Diagnose der Grunderkrankung und deren Behandlung für den Behandlungserfolg notwendig. Die tiefe Pyodermie selbst benötigt meist die Gabe von systemischen Antibiotika 2-3 Wochen bis über die klinische Heilung der Wunden hinaus. notwendig, was nicht selten zu einer Therapielänge von 4-12 Wochen führt.Nicht jede Hauterkrankung ist infiziert oder klar nach Hautschicht einteilbar. Bei der Perianalfistel beispielsweise vermutet man eine autoimmune Ursache und es ist schwierig zu definieren, bei welcher Schicht die Entzündung aufhört. Therapeutisch werden Immunsuppressiva, manchmal in Kombination mit Glukokortikoiden und topisch anzuwendende Medikamente verschrieben.Wunden, sei es nach einer Rauferei, Unfall, geplanten Operation oder nach Verbrennungen, beeinträchtigen die Hautintegrität und benötigen regelmässige Pflege und je nach Komplexität, die Gabe von Arzneimitteln.
Alles, was eine Wirkung hat, hat auch eine Neben- bzw. unerwünschte Wirkung. Zu den häufigsten Nebenwerikungen von systemisch anzuwendenden Medikamenten gehören Durchfall, Erbrechen, häufiges Trinken und Urinieren, Appetitlosigkeit oder auch erhöhter Appetit. Diese können für das Tier, aber auch für den Tierbesitzer unangenehm sein. Manchmal wird die Gabe der Arzneimittel nach dem Auftreten dieser Symptome vorzeitig von den Tierbesitzern beendet, was dann zu weiteren Komplikationen führen kann.
Die lange Gabe von systemischen Antibiotika kann belastend für das Tier sein und frustrierend für den Tierbesitzer. Eine regelmässige Gabe der Antibiotika ist zwingend für den Erfolg notwendig, was für die lange Dauer eine gute Organisation benötigt.
Darüber hinaus trägt eine Übernutzung von Antibiotika über längere Dauer erwiesenermaßen zur Bildung von antibiotischen Resistenzen bei.
Auch die topischen Behandlungen, wie beispielsweise das Shampoonieren, werden nicht von allen Tieren gleichermassen toleriert.